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Wallfahrt 2003 nach Vierzehnheiligen

 

 

Ansprache des 

Bamberger Erzbischofs

Prof. Dr. Ludwig Schick

anlässlich des Pontifikalamtes 

in Vierzehnheiligen

am 27. Mai 2003

 

Liebe Wallfahrer aus Merkershausen, Schwestern und Brüder!

 

Versprochen ist versprochen! Und was man verspricht, muss man halten. Zwei Tage nach meiner Ernennung zum Erzbischof von Bamberg am 28. Juni 2002 durch den Heiligen Vater habe ich Ihnen versprochen, Sie heute in Vierzehnheiligen zu empfangen und mit Ihnen die heilige Messe zu feiern.

Sie erinnern sich! An einem wunderschönen Sonntag durfte ich Ihrem Pfarrer Rudolf Heller die Predigt zum Silbernen Priesterjubiläum halten. Es war die erste Heilige Messe als ernannter Erzbischof im Bereich der Erzdiözese Bamberg, zu der die Diözesen Speyer, Eichstätt und vor allem Würzburg gehören. Sie haben Ihrem Pfarrer ein schönes Fest bereitet und auch mir viel Ehre erwiesen und Freude bereitet. Die Zusage, die ich Ihnen vor 11 Monaten gemacht habe, löse ich heute gerne ein.

 

Ich freue mich und danke, dass Merkershausen alljährlich die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen unternimmt. Ihr Ort und Ihre Pfarrei waren mit dem Kloster Langheim verbunden, das auch Vierzehnheiligen mitbegründet hat. Historische Gründe veranlassen Sie zur Vierzehnheiligenwallfahrt. Das ist aber zu wenig. Gerade junge Menschen fragen heute oft bei vielen Gelegenheiten: Was habe ich denn davon? Sicher darf man diese Frage nicht immer und bei allem stellen, weil sie den Egoismus in uns verstärkt und unsozial macht. Aber sie ist doch auch berechtigt? Jeder Mensch darf auch an sich selbst denken, wenn er dabei den Nächsten nicht aus dem Blick verliert. Die geordnete Selbstliebe gehört zu der christlichen Tugend. Was habe ich von der Wallfahrt von Merkershausen nach Vierzehnheiligen? Stellen Sie sich die Frage ruhig jetzt einmal!

 

Das Wort Wallfahrt ist eine sogenannte Tautologie, eine Verdoppelung. Wallen ist ein mittelhochdeutsches Wort und bedeutet "sich bewegen". Fahren meint auch, sich von einem Ort zum anderen aufmachen. So bezeichnet Wallen und Fahren die äußere Bewegung, das Zurücklegen einer Strecke von Ort zu Ort.

Wir verwenden "wallen" aber auch für innere Vorgänge. Wir sprechen z.B. von Gemütswallung, es wallt in mir.

Liebe Wallfahrer! Bei einer richtigen Wallfahrt gehören Inneres und Äußeres zusammen. Die Bewegung zum Wallfahrtsort von Merkershausen nach Vierzehnheiligen und die innere Bewegung der Seele, des Herzens, des Gemütes. Die äußere Wallfahrt soll das innere Leben in Bewegung bringen. Wallfahren soll das Herz zu Gott erheben. Wallfahren soll die Seele neu mit Glaube, Zuversicht und Freud erfüllen. Wallfahren soll von Verkrampfung, Sünde, ungeordneten Anhänglichkeiten befreien. Wallfahren soll den Geist auf das Wesentliche, auf die göttlichen und menschlichen Tugenden und die höheren Werte des Lebens lenken. Wallfahren soll auch das miteinander, die Sorge füreinander, Rücksicht aufeinander neu beleben. Wallfahren kann unser ganzes inneres religiöses und menschliches Leben neu zum wallen, zum Sprudeln bringen.

 

in der Lesung aus der Apostelgeschichte war eben auch von Bewegung und wallen die rede. Im Gefängnis von Philippi gibt es zunächst äußere Bewegung. Ein Erdbeben öffnet die Türen und sprengt die Fesseln der Gefangenen. Das veranlasst den Gefängniswärter zu einer Bewegung, die tödlich ausgehen wird: er will sich ins eigene Schwert stürzen. Im letzten Moment hält ihn Paulus davon ab. "Tu dir nichts an! Wir sind alle noch da." Und dann beginnt die innere Bewegung im Geist und im Herzen. Der Gefängniswärter möchte nun nicht mehr nur äußerlich, sondern auch innerlich gerettet werden. Paulus zeigt ihm den Weg. "Glaube an Jesus, den Herrn, und du wirst gerettet werden, du und dein haus." Und der Gefängniswärter bekehrt sich mit seiner ganzen Familie.

 

Auch das Evangelium  spricht von Bewegung. Jesus bewegt sich äußerlich und sichtbar zum Vater in den Himmel. Innerlich und unsichtbar bewegt seitdem der Geist Jesu die einzelnen Menschen, die Kirche und die Geschichte. Diese innere Geistbewegung ist von der äußeren Bewegung Jesu zum Vater abhängig.

 

Liebe Merkershäuser, liebe Mitchristen!

ich wünsche und hoffe, dass Sie Ihre Wallfahrt nach Vierzehnheiligen innerlich bewegt.

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In Vierzehnheiligen finden wir Jesus den Herrn im Jesuskind, der uns rettet, uns und alle Welt. Möge der Glaube an Jesus Christus neu in Ihnen aufwallen.

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In Vierzehnheiligen verehren wir die 14 Nothelfer. Möge die Hoffnung in Ihnen aufwallen, besonders in den Kranken, Bedrückten, in den Jugendlichen, die keine rechte Zukunft sehen. Wir dürfen in jeder Lage auf Gott und die Heiligen vertrauen. Möge diese Zuversicht heute hier in Vierzehnheiligen aufwallen.

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Möge in Vierzehnheiligen auch in Ihrem Herzen das Bewusstsein aufwallen, dass der gute Geist Gottes in unserer Welt am Wirken ist. Dieser Geist Christi überwindet auch alle Ungeister des Streites, der Gewalt und des Bösen. Er stiftet Gerechtigkeit, Friede und Freude.

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Möge in Vierzehnheiligen auch die Liebe Christi in ihnen aufwallen. Möge Sie aus Ihnen auch Nothelfer für Ihre Nächsten machen.

 

Liebe Mitchristen!

Lassen Sie ihr Herz, ihre Seele, ihren Geist hier aufwallen zu Glaube, Hoffnung und Liebe, dann ist die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen ein Ereignis, von dem Sie in Merkershausen und von dem Merkershausen das ganze Jahr 2003 zehrt. Und dann vielleicht "Auf Wiedersehen" im Jahr 2004.

 

 

Für weitere Informationen über den Bamberger Erzbischof    

 

 

Das Gruppenfoto nach dem Gottesdienst mit dem Erzbischof von Bamberg, 

Prof. Dr. Ludwig Schick.

Dsc05691.jpg (499979 Byte)

Zum Anschauen und Downloaden bitte auf das Bild klicken

Bericht in der Mainpost am 31.05.2003 (von Hanns Friedrich)

Der Bischof und sein Versprechen

 

Vierzehnheiligen (hf) Als ein Novum für den Wallfahrtsort Vierzehnheiligen bezeichnete es Franziskanerpater Ernst Fischer, dass der Erzbischof von Bamberg, Professor Ludwig Schick, einen Pontifikalgottesdienst für Wallfahrer zelebrierte. Das gab es bisher noch nicht.

 

Ludwig Schick löste damit ein vor elf Monaten in Merkershausen gegebenes Versprechen ein. Schick, damals noch Bischof von Fulda, war zum Priesterjubiläum von Pfarrer Rudolf Heller in Merkershausen gekommen - einen Tag nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Bamberg (wir berichteten). 

Aufstellung zum Einzug in die Basilika (Foto Webmaster)

In seiner Predigt stellte Schick die mehr als 300 Jahre alte Verbindung zwischen Merkershausen und Vierzehnheiligen heraus. Das Kloster Langheim bei Vierzehnheiligen war nämlich um 1600 für Merkershausen zuständig und richtete dort eine Zwischenstation für Fernwallfahrten ein. Mit Pfarrer Rudolf Heller, einem Studienkollegen Schicks, habe man nun wieder eine enge Verbindung. 

Der Gottesdienst im Juni 2002 sei ihm als erste Messfeier als neuer Erzbischof von Bamberg noch in sehr guter Erinnerung, so Schick. Damals habe er zugesichert, dass für die Merkershäuser Wallfahrer in Vierzehnheiligen einen Wallfahrtsgottesdienst halten werde. Erzbischof Schick: "Versprochen ist versprochen - und Versprechen muss man halten." Sichtlich erfreut zeigte er sich darüber, dass so viele Wallfahrer und Gläubige zu dem Gottesdienst gekommen waren, den er gemeinsam mit Pfarrer Rudolf Heller und Pater Claus Scheifele zelebrierte. 

Gebet zur Gabenbereitung (Foto Webmaster)

Wallfahrt, so der Erzbischof, sei eigentlich eine Verdoppelung des Wortes: Denn sowohl Wallen als auch Fahren bedeute Bewegung. Wallfahrt, so Professor Ludwig Schick, solle Seele und Herz mit Freude erfüllen. Schließlich solle eine Wallfahrt auch das innere "Aufwallen" in Bewegung bringen. Wenn genau das bei einer Wallfahrt passiere, dann habe der oft lange Fußmarsch, wie der der Merkershäuser, seinen Sinn und Zweck erfüllt.

"Möge der Glaube an Jesus Christus in Euch immer wieder aufwallen," rief der Prediger den Gläubigen in der Basilika von Vierzehnheiligen zu. An die Pilger aus Merkershausen und alle Teilnehmer des Gottesdienstes richtete der Bischof die Bitte, auch weiterhin den Weg nach Vierzehnheiligen zu nehmen. Professor Ludwig Schick: "Auf ein Wiedersehen vielleicht im Jahre 2004 am Wallfahrtsort Vierzehnheiligen."

Wallfahrtsführer Anton Schneider dankte dem Erzbischof für den Gottesdienst. Es sei schön, wenn Versprechen eingehalten werden. Schneider bat den Bischof, die Segnung der Kreuzwegstationen in Merkershausen vorzunehmen. Schneider: "Fertig sind sie schon, sie warten nur noch auf Sie." 

Auszug zur Lichterprozession

Auszug zur Lichterprozession (Foto Hanns Friedrich)  

Hier eine kleine Bildergalerie vom Pontifikalamt

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Stand: 23. März 2004