Die Einweihung der neuen Kirche
1. u. 2. October 1743
Anno 1743 ist von Ihre Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Johanne Bernardo
Mayer, Bischofen zu Xhrysopol, des Hochwürdigsten und gnädigsten Herrn Herrn
Friedrich Carl, Bischofen zu Würtzburg, des Heiligen Römischen Reiches
Fürsten, Herzogen zu Franken, Sufraganeo in Spirirualibus, geistlichen
Rats-Präsidenten, Kapitularherrn des Hochlöblichen Collegiatsstftes zu St.
Johann in Haug && dahie Pfarrkirchen eingeweihen worden folgendermaßen:
Montag, den 1. Octobris langten Höchstgedachte seine Hochwürden und Gnaden
in Geleit eines Capellans und Kammerdieners an, am End des Dorfes in der
sogenannten Forstgassen. Sie wurden von dem allda versammelten in Ordnung
gestellten Pfarrspiels ehrerbietig empfangen und unter dem von vier
Gerichtsmännern getragenen Himmel, bei beständiger Läutung aller Glocken
processionaliter mit Kreuz und Fahnen in die Kirche geführt, bei dessen Eingang
das heilige Weihwasser präsentiert. Vor dem Choraltar knieten sie nieder auf
einem zu dem End bereiteten Betstuhl, küßten den Hl. Kreuzpartikel; darauf
wurde die Oration cum versu de St. Trinitate abgesungen. Wegen einer
empfindlichen zugestoßenen Mattigkeit konnten seine Hochwürden und Gnaden zu
dem Volk keine Anrede halten, retirierten sich demnach unverzüglich in dero im
Pfarrhof angewiesenen Logement.
Gegen Abendzeit wurden die heiligen, in zinnerne Fläschlein
eingeschlossenen, in die Altarsteine einzumauern werdende Reliquien auf einem
ausser der Kirchen aufgebauten Altar öffentlich ausgesetzt, dem anwesenden
Volke ein Sermon getan und die Litanei von Allen Heiligen mit zweimal
ausgesprochenen Namen der Heiligen, welche unter den Reliquien gelegt waren.
Dienstag den 2. Octobris verrichteten seine Hochwürden und Gnaden den
feierlichen Einweihungsactum mit solchem geistbeseelten Eifer, daß an Ihm als
einem 72jährigen Bischofen alles, nicht sowohl wunderswürdig als
ehrfürchtlich auferbaulich anzusehen gewesen. Die benachbarten Herrn Pfarrer
taten dem actui mit erforderlicher Hilf ganz willig beiwohnen. Herr Stadtpfarrer
zu Königshofen Georgius Wilhelmus Rosshirt hatte das officium Archidiaconi.
Die drei Altäre sind dediciert worden: das hohe in honorem Beatae Mariae
Virginis in cölum assumptae nach Gebrauch des H. befreiten Zisterzienserordens;
das zweite ad cornu Epistolae oder neben der Kanzel in honorem sacae familiae
Jesus, Mariae, Joseph; das dritte ad conu Evangelii oder neben dem Taufstein in
honorem St. Martin Episcopi, Patroni Ecclesiae.
Weilen alles erforderliche angeschaffet und notwendig veranstaltet war,
geschah sotaner actus ohne einzige Verwirrung mit größtem Vergnügen und
Zufriedenheit seiner Hochwürden und Gnaden. Höchstdieselbe, nachdem alles
vollendet, hielten einen Sermon, worin sie sonderheitlich anmerkten, wie
nämlich im Jahre 1638 Merkershausen ganz abgebrannt; kein Haus mehr ganz und
unbeschädigt, der Zehnt einer so großen Markung in vorigen Jahren nicht mehr
als 6 Mltr. Korn, 2 Mltr. Hafer, 3 Metzen Gerste, 3 Eimer Wein ertragen, und in
ganz Merkershausen kaum vier oder fünf Zugvieh gewesen; an einem Stück 500
Morgen Acker gefunden, daran keine Handbreit gebaut, Disteln und Dörner die
Ernte. Sie geruhten auch gnädig das jährliche Kirchweihungsfest, welches sonst
an dem Sonntag nach Mariä Geburt gefeiert worden, auf den Sonntag nach
Michaelis zu verlegen. Weilen aber gemeiniglich dieser Sonntag der erste
Octobris mithin das zu Königshofen feierlich gehaltene Rosenkranzfest
einfällt, also wird die Kirchweih pro regula, den Sonntag vor dem
Rosenkranzfest alljährlich gehalten.
Sotane Verlegung geschah auf bittliches Einkommen dahiesigen Gerichts. Sollte
dies nicht angemerkt haben, allein dessen vorgebrachte, weise - gescheit
ausgesonnene Ursache will es allerdings verdienen, sintemalen sie jene in
unwiedersprechlicher Redensart vorbrachten:
Fällt die Kirchweih auf Sonntag nach Mariae Geburt, so ist das notwendigste
Fleck unserer bäuerlichen Arbeit, die unumgänglich, in das Feld zubringende
Wintersaat zu verrichten, welches uns merklich an der Lustbarkeit und
Kirchweihungsfreuden stören können, auch nicht einmal die Kuchen und Detscher
mit Ruhe bei unsern Weib und Freunden zu genießen.
Inzwischen wurde das Choraltar best möglichst bereitet und seine Hochwürden
und Gnaden trugen das einstweilen in der Sakristei aufbehaltene Sanctissium
dahin und ihre Hochwürden Herr Dechant Bernardus Geißler, Pfarrer zu
Großeneibstadt hielten das hohe Amt. Diaconus waren D. Laurentius Wirsch,
Kaplan zu Königshofen, Subdiaconus D. Adamus Wart, Capellan zu Bonndorf. Unter
diesem lasen seine Hochwürden und Gnaden hl. Messe, erteilten sodann das
Sacrament der Firmung, weihten eine Glocke für die Kirche zu Kleinbardorf.
Während dahiesigem Aufenthalt firmten Sie gegen 200 Personen.
Den 3tn Octobris erhuben Sie sich nach Alsleben, die Kirche einzuweihen. Die
ergangenen Unkosten bezahlten das Gotteshaus und die Gemeinde, jedes die
Halbschied, welches doch die letztere alleinig ohne beitragendes Gotteshaus
hätte entrichten sollen.
entnommen: Kügler Karl; Abriss der Geschichte der Pfarrei Merkershausen;
1942
