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Versuch, das Luthertum in Merkershausen einzuführen
Am Mittwoch nach Peter und Paul 1563 schrieb Abt Ludwig von Langheim an den
Fiscal zu Würzburg:
"Nachdem der vom Kloster bestellte Pfarrer wegen
verbrachter ungöttlicher Werken und bösen geübten Stücken solche
übergeben, auch sich des Landes entäußern müssen, so daß diese Pfarrei
mit keinem Priester mehr versehen, hat uns derwegen Simon Halbig von
Königshofen, der die Pfarr zuvor drei Jahr versehen, gebeten, ihm solche
unsere Pfarr zu verleihen und ihm ein Praesentation an den Fürstbischof
mitzuteilen. Er hoffe, er werde sich zu solchem Stande wie gebührt
erbaulich und aufrichtig erweisen".
Simon Halbig rechtfertigte das auf ihm gesetzte Vertrauen nicht. Er
vernachlässigte das Gotteshaus in so starkem Masse, dass man ihn zum
Schadenersatz heranziehen wollte. Die Seelsorge betrieb er lässig und in einem
ganz unkatholischem Geiste. Auf die diesbezüglichen Anklagen hin verteidigte er
sich in einem Briefe an den Fiscal in Würzburg vom Freitag nach Pfingsten 1570:
"Dass ihm solches zugeschrieben werde, wie er in
Erfahrung gebracht, wie dass ich soll keine Consecration der hl. Tauf noch
Charisma zu österlichen Zeiten und anderen christlichen Kirchordnungen und
Ceremonien nicht halten, ist mir ganz beschwerlich zu hören gewesen. Er
habe sich deshalb zum Dechant Severus Otto nach Mellrichstadt begeben, um
von ihm ein Zeugniss zu erhalten. Sein Angeber sei aber derselbig gottloser
leichtfertiger versoffener Priester, da männlich weiß davon zu sagen, dass
ich davon nit mehr Kundschaft will dartun; daß er hat Kinder getauft und so
voll Weins gewesen, auch die Tauf fürgenommen, der Gevatter gebeten, er
solle abtreten, er möcht kein Kind mit ihm zur hl. Tauf nicht bringen: ist
mir ein Bote zugeschickt, dasselbe zu taufen, wie denn geschehen, wie seine
Caplan aussagen können. So halte ich auch wie bishero die alten Ceremonien
mit Licht und Ölbrennen. Da wollte er sich mitsamt der Consecration der hl.
Tauf auf die österliche Zeit mit seinem Heiligenmeister in ganzer Gemein
erweisen."
Da die Verteidigung nicht genügend erschien oder auch die Klagen nicht
verstummten, wurde er zur persönlichen Verantwortung nach Würzburg geladen. Er
schrieb darauf am 20. September 1570 an den Fiscal:
"Er könne nicht abkommen, da er in seiner
Pfarrei viel schwangere Weiber und kranke Personen habe, auch kein Pfarrer
in der Nähe, der ihm dienstlich sein möchte, denn der von Großeibstadt,
mit größter Schwachheit beladen, könne nicht mehr in die Kirche gehen, so
dass der Pfarrherr von Königshofen noch mit keinem Kaplan versehen sei.
Auch sei dem Keller von Königshofen der Befehl auferlegt, den Zehnt von
Althausen zu sistieren, damit ferner ein sacellanus zu Königshofen desto
stattlicher erhalten werden. Damit sei er ganz wohl zufrieden, wolle auch
restituieren, was er in der Kirche verabsäumt habe. Solle Fürstliche
Gnaden ihn abermals erforden wollen, so wolle er zu erscheinen willig
sein."
Trotz dieser scheinbaren Unterwerfung fuhr Halbig in seinem unkatholischen
Wesen fort. Erneut zur Verantwortung gezogen, versprach er, wie aus einem an ihn
unter dem 5. Juli 1572 gerichteten Briefe des Ordinariats hervorgeht, bis Oktav
Corporis Christi seine Erklärung abzugeben, was aber bis zum Datum des Briefes
nicht erfolgt war, woraus man seinen neuen Ungehorsam ersehe, und dass er
solches auf seinen Vorteil tue. Darauf gab der Fürstenbischof den Befehl,
"ihm alle und jede der Pfarr Einkommen Gefäll und Nutzung in Arrest und
Verbot zu legen und ihm nicht folgen zu lassen bis auf fürstlichen
Bescheid."
Auch diese strenge Maßnahme rief in Halbig keine Sinnesänderung hervor,
vielmehr erklärte er sich dahin:
"ehedem er seine angefangene irrige
verführerische Lehre und vermeinte Religion ändern und verlassen und ad
veram catholicam et apostolicam Religionem revertieren wollte, dass er
vielmehr bedacht sei, die Pfarr Merkershausen zu verlassen und zu
räumen."
Daraufhin wurde ihm der Bescheid, sobald man einen katholischen ehrlichen
Priester haben und bekommen können, dass derselbe nach Merkershausen verordnet
und er, Halbig, "alsbalden von der Pfarr soll abgeschafft werden".
Dabei blieb es einstweilen. Der Keller zu Königshofen wurde beauftragt, sich
nach einem solchen Priester umzusehen.
Am 11. April 1573 konnte das Vikariat dem Pfarrer Halbig schreiben,
"dass Fürstliche Gnaden allbereit einen
katholischen und erfahrenen Priester bekommen, der die Pfarrei Merkershausen
angenommen und dieselbe wiederumb aller wahren katholischen Religion gemäß
zu versehen wohl gewillt und gemeint sei und solche ungefähr in einem Monat
beziehen will und dass der fürstlich Wille sei, Halbig wolle von der
Pfarrei Merkershausen innerhalb eines Monats abziehen und dieselbe räumen,
damit der neue Pfarrer unverhinderlich aufziehen und solche mit
gebührlichen Fleiß versehen mag."
Mit der Einführung des neuen Pfarrers Johann Precheisen war das Luthertum in
Merkershausen abgetan.
entnommen: Kügler Karl; Abriss der Geschichte der Pfarrei Merkershausen;
1942

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