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Aus der Kriegschronik des Dorfes Merkershausen für die Jahre:

1914    1915    1916    1917    1918    1919    1920

1914

Juli 1914

            Der Abend des 31. Juli brachte die telegraphische Kunde "durch allerhöchste Verordnung Sr. Majestät des Königs wird der Kriegszustand erklärt". Obwohl schon Tage vorher sich in jeder Gasse die Ortseinwohner zusammenstellten, so war doch gerade heute, als es öffentlich bekannt gegeben wurde, daß der Kriegszustand verfügt sei, der Auflauf ganz ungeheuer. Alles, Groß und Klein, lauschte und war erregt, und alle hatten die gleiche Frage: "Kommt es wohl wirklich zum Kriege?". Mit Spannung erwartete man den nächsten Tag, der die Entscheidung bringen sollte.

 August 1914

            Am 1. August wurden die Verhaltungsmaßregel über die Verhängung des Kriegszustandes bekannt gegeben. Auch heute sind wieder in jeder Gasse Gruppen zu sehen, die Arbeitslust verschwindet, alles will Gewissheit haben über die kommende Entscheidung. Der Zulauf zur Post ist groß, alles erwartet die Entscheidung betreffs des Krieges. Endlich abends 7 Uhr, es ist Samstag, ertönte die Ortsschelle. Todesstille herrscht. Der Königsbefehl lautet:

"Mobilmachung befohlen. 1. Mobilmachungstag den 2. August, 2. Mobilmachungstag den 3. August, u.s.w.."

Unheimlich war es, zu so später Stunde noch die Ortsschelle ertönen zu hören. Mehr als eine Träne konnte man sehen, besonders bei dem Frauenvolk, und schienen untröstlich zu sein. Allgemeine Kriegsbegeisterung herrschte jedoch bei allen waffenpflichtigen Männern. Diese Begeisterung war am besten in der Wirtschaft bei Florentin Schunk "Gasthaus zum Grabfeld" zu sehen, wo die patriotischen Lieder, besonders die "Wacht am Rhein" kein Ende nehmen wollten.

1. Mobilmachungstag

Sonntag ist's. Ernst sind die Gesichtszüge und beschwert die Herzen. Der Hochwürdige Herr Pfarrer Hain hält nach dem Frühgottesdienste eine rührende Ansprache, die in Folge seiner angegriffenen Seelenstimmung kaum zu vernehmen ist, wo er besonders die zu den Waffen einrückenden ermahnt, sich doch zuvor mit dem lieben Gott auszusöhnen. Die ganze in der Kirche versammelte Gemeinde weinte mit ihm.

Am Abend hält der Hochwürdige Herr Cooperator Alois Hain (Neffe des Hochwürdigen Herrn Pfarrers) im Gasthaus zum Grabfeld an die Scheidenten eine kurze Abschiedsrede, und nimmt endlich selbst Abschied von der Gemeinde, da auch er als Feldgeistlicher einberufen wird.

Der Krieg macht sich bereits bemerkbar, viele von ihnen gehen nach Königshofen und kaufen sich das Nötige ein und packen ihre Sachen.

Vom königlichen Bezirksamt kommt die Nachricht, daß ein feindlicher Flieger gemeldet worden sei. Zwei Mann waren zur Beobachtung aufgestellt, es wurde aber nichts bemerkt. Der Autoverkehr ist ungeheuer. Allen Anschein nach sind die meisten Russen, welche die Grenze zu erreichen suchen.

Als erste gehen heute ab in's Feld:

            1. Wilhelm Schilling  gel. Bäcker  von hier

            2. Martin Wallner  Gem. Bäcker von Altötting.

Im Gasthaus zum Grabfeld geht es heute lustig her trotz allen Ernstes. Der Militär- und Kampfgenossenverein gibt seinen scheidenten Mitgliedern einen letzten Abschiedsgruß. Bis in früher Morgenstunde schallen die patriotischen Lieder.

 3. August 1914

2. Mobilmachungstag.

In aller Frühe weckt Gesang die Ortseinwohner, es sind die Krieger welche das Vaterhaus verlassen um den Ruf des Königs zu folgen.

Es sind folgende:

            1. Kilian Neuhöfer   ledig  Schmiedsohn   von hier

            2. Bruno Dömling   ledig  Bauer   von hier

            3. Johann Bayer   verheiratet  Bauer   von hier

            4. Ludwig Mauer   ledig   Bauer    von hier

Heute kommt vom Königlichen Bezirksamt die Meldung, daß alle Autos angehalten werden müssen. Zufolge dessen wird ober- und unterhalb des Ortes eine Wache von je zwei Mann aufgestellt und zwar bei Tag und Nacht. Für die Auto steht ein Wagen bereit, der bei Ankunft von einem Auto quer über die Straße gestellt wird, um die Straße unpassierbar zu machen. Die Wache ist mit Jagdgewehren und scharfen Patronen ausgerüstet. Sollte ein Auto auf das gegebene Zeichen nicht halten, darf von der Waffe Gebrauch gemacht werden.

Ein Flieger wird gemeldet, ebenfalls Autos angeblich 25 Stück mit Geldkisten nach Rußland bestimmt. Weitere Meldungen besagen, daß auch alle Reisende zu kontrollieren sind, hierfür wird auf Wiederstreben von der Waffe Gebrauch gemacht. Jeder Fremde muß sich ausweisen. Weiteren Befehl vom Königlichen Bezirksamte zufolge müssen die Wegweiser und Ortstafeln verhüllt werden, um den Ausländern, besonders den Autos, das Reisen zu erschweren.

 4. August 1914

3. Mobilmachungstag

Um 3 Uhr früh müssen sämtliche Pferde am Dorfweiher bereitstehen, zur Abreise nach Neustadt a/d Saale wo sie ausgemustert werden. Von hiesiger Gemeinde wurden nur 6 Stück als brauchbar befunden.

Heute rückt Hochw. Herr Cooperator Alois Hain als Feldgeistlicher ein, und zwar Bestimmungsort Germersheim.

Weiter gehen zur Front ab:

            1. Johann Dümling    ledig    Bauer

            2. Eduard Reichert    ledig    Bauer

            3. August Scheublein   ledig   Bauer

            4. Albert Kuhn    ledig   Bauer

Immer bemerkbarer macht sich der Krieg  -  es fehlt an Arbeitskräften, alle diejenigen welche abkommen können leisten Hilfe.

 5. August 1914

4. Mobilmachungstag

Den bereits abgegangenen Wehrpflichtigen folgen heute:

            1. Heinrich Mauer   verheiratet   z.Z. Fabrikarbeiter in Schweinfurt

            2. Fridolin Mauer   ledig   Bauer

            3. Wilhelm Kuhn I    verheiratet   Bauer

            4. Josef Scheublein   ledig  Bierbrauer

            5. Alexander Eberhard   verheiratet   Lagerhausverwalter

            6. Johann Hochrein   verheiratet   Bauer

            7. Leo Schlembach   verheiratet   Bauer

Bemerkt wird, daß der Gymnasiast Alfons Dietz, Sohn des Herrn Hauptlehrers Dietz, als Kriegsfreiwilliger eingetreten ist.

Jeden Abend wird für die Krieger im Felde in der Kirche der Rosenkranz gebetet, welcher immer gut besucht ist.

Wiederum werden telegrafisch Autos gemeldet. Wirklich kommt ein solches von Königshofen hierher. Der bereitstehende Wagen wird quer über die Straße gestellt, die Wache geht dem Auto entgegen, erst auf energisches Vorgehen hält es an und weist sich durch mitführende Papiere aus. Es ist ein Militärlastauto aus Coburg das Zelte bei sich führt, eine Durchsicht mußten sie sich gefallen lassen. Die Autoführer beklagten, daß sie überall anhalten müßten, was sehr viel Zeit in Anspruch nehme.

 6. August 1914

5. Mobilmachungstag

Der heutige Tag verläuft ruhig

 7. August 1914

6. Mobilmachungstag

Wieder werden die schon früher genannten Geld-Autos gemeldet. Eines soll die Straße Münnerstadt - Königshofen, eines Stadtlauringen gefahren sein. Vor dem Dorfe gruppieren sich die Leute, die Wache ist verstärkt, sogar die Gendarmarie Königshofen fährt per Auto den gemeldeten Autos entgegen, aber in Sulzfeld erfährt man, daß es ein Schweinfurter Auto war. Also war die Freude, einmal ein feindliches Auto zu erwischen, wieder nichts.

 8. August 1914

7. Mobilmachungstag

Zur Front geht ab:

            1. German Düring   verheiratet   Maurer

 11. mit 31. August 1914

Es rücken folgende zur Fahne ein:

            1. Kaspar Bischof    Dienstkraft bei Bürgermeister Stephan Dömling.

            2. Ludwig Pfennig    Dienstkraft bei Ferdinand Wolf.

Tags darauf kehrt ersterer als überzählig zurück.

Am 18. des Monat verlassen unsere Landsturmmänner Frau und Kind, es sind folgende:

            1. Eusebius Wiener    verheiratet    Bauer

            2. Florian Schmitt     verheiratet   Bauer

            3. Andreas Endres    verheiratet   Bauer

            4. Alois Behr   verheiratet   Bauer

            5. Raymund Rost  verheiratet   Bauer

 19. - 31. August 1914

Die ersten Siegesnachrichten treffen ein. Überall herrscht Begeisterung für den Krieg und Freude über die Erfolge. Bruno Müller aet. im II. Jägerbataillon in Aschaffenburg schreibt an seinem Vater, daß er durch einen Schuß am rechten Oberschenkel verwundet, und im Lazarett in Bergzabern liege.

Von Erasmus Helmerich aet. im 23. Infant. Regiment kommen die Briefe, welche an ihn adressiert sind, zurück mit dem Vermerk "Schwer verwundet". Er selbst jedoch läßt nichts von sich hören.

Die Leute gehen ihrer Arbeit gewohnheitsgemäß nach, nur müssen sie sich behelfen wie es eben geht. Die Ernte ist heuer sehr gut, und durch schönes Wetter sehr begünstigt.

 September 1914

            Die Post wird häufig der Sammelplatz der Ortseinwohner. Jeder will die durch extra Blätter angeschlagenen Siegesmeldungen lesen. Da von dem obengenannten Helmerich immer noch Ungewißheit herscht, fragt sein Vater Georg Helmerich beim Kriegsministerium an über den Aufenthalt seines Sohnes. Er erhält den Bescheid, daß er am 19. August bei Liedersingen (Lothringen) durch einen Bauchschuß verwundet sei. Näheres weiß auch das Kriegsministerium nicht. Am 15. geht Bürgermeister Dömling zur Fahne ab, kehrt aber am anderen Tag als überzählig zurück.

 Oktober 1914

            Die erste Todesnachricht trifft ein. Den Heldentod fürs Vaterland starb auf einem Patrouliengang

Heinrich Mauer.

Bei La Garde wurde er durch einen Kopfschuß getötet. Er ruht unter dem Schatten einer Kastanie in Vocura begraben. Von seinem Hauptmann wurde er als tapferer Soldat geschildert. Möge ihm die Erde leicht sein.

R. I. P.

Am 21. des Monats war ein Requiem für denselben, wobei die üblichen Ehrensalven abgegeben wurden.

Bruno Müller trifft zur Erholung auf 8 Tage hier ein. Alois Neuhöfer, bei der Maschinengewehr-Abteilung, kommt ebenfalls. Er wurde durch Granatsplitter an der rechten Hand verwundet. Die Folgen des Krieges machen sich stark bemerkbar. Überall sieht man Verwundete. Der Verbrauch des Weizenmehles wird eingeschränkt. In den Wirtschaften darf Weißbrot nur auf ausdrücklichem Verlangen aufgestellt werden. Die Getreidepreise sind heuer sehr hoch, es kosten Weizen pro Zentner 13 M 45 Pf, Roggen 11 M 45 Pf, Gerste  M, Hafer 13 M 60 Pf. Die Brotpreise steigen ebenfalls. Der Laib Brot zu 6 Pfd kostet 1 M, das Ei 10 Pf. Besonders fühlbar macht sich der Mangel an Petroleum.

Die Goldmünzen werden eingezogen. Im  hiesigen Orte wurden bei der Post ca. 3.000 M eingeliefert. Der Mangel an Hartgeld macht sich stark bemerkbar, an seiner Stelle wurden Darlehenskassenscheine zu 1 M und 2 M ausgestellt.

Durch zwei Gemeindeverwaltungsmitglieder werden Liebesgaben zusammengestellt, für die Krieger im Felde. Der Gesangsverein spendete für seine im Felde stehenden Mitglieder 80 M zu Stoffe für Hemden und Wolle zu Socken und Pulswärmer. Die Angehörigen der Krieger, und auch sonst fleißige Hände, senden den Soldaten im Felde Liebesgaben. Besonders wird verlangt Schokolade und Tabak.

Bei der Sammlung gingen ein:

1. 15 Hemden 21 Paar Socken

2. 24 Hemden 90 Paar Socken

8 Unterhosen, 4 Bettücher, 305 M 10 Pf an Geld, sonstige Wäschstücke und Zigarren.

Die Höchstpreise für Getreide und Kartoffel:

Roggen 11 M 45 Pf vom 1. Januar 1915 3 M pro Tonne = 20 Zentner monatlich mehr. Weizen 13 M 45 Pf, dgl. Hafer 13 M 60 Pf bleibt fest.

Unter dem Brot müssen Kartoffel beigemischt werden. Die Bäcker dürfen statt Hörnchen, Kaisersemmel u.s.w.. nur noch kleine runde Laibchen, sogenanntes Kriegsbrot, backen. Der Brotverbrauch wird dahin eingeschränkt, daß für den Kopf täglich nunmehr 250 gr. gebraucht werden dürfen, und Mehl per Woche für den Kopf 250 gr. Der Petroleumsmangel steigt immer mehr, a Liter kostet 24 M und die Leute müssen oft stundenweit fort, um ein Liter zu erhalten.

 November 1914

            Am 18. wurde der Ersatzresevist Julius Reichert zur Fahne einberufen.

 Dezember 1914

            Am 9. kam die amtliche Nachricht, daß der schon obengenannte Erasmus Helmerich  am 20. August schwer verwundet (Bauchschuß), und am 22. August in Liedersingen (Lothringen) gestorben sei. Am 16. war ein feierliches Requiem mit den üblichen Ehrensalven für denselben. R. I. P.

Am 31. wurde zur Fahne einberufen:

            Andreas Schulz    ledig   Bauer

Es wird vermisst der Kriegsfreiwillige Alfons Dietz.

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  1915    

Im Januar und Februar ist nichts wesentliches zu verzeichnen.

 März 1915

            Am 9. wurde bekanntgegeben, daß das beschlagnahmte Getreide im Lagerhaus Merkershausen abzuliefern sei. Es mußten dafür die Gemeinden Merkershausen, Kleinbardorf, Großbardorf, Sulzfeld, Leinach und Rothof ihr Getreide in das hiesige Lagerhaus einliefern.

Am 10. wurde zur Fahne einberufen:

            Edmund Wehner   verheiratet   Bauer

Am 12. wurde der Landwehrmann Josef Scheublein als verwundet (Handschuß) angemeldet.

Am 20. wurde einberufen der Landsturmmann

            Alois Dömling   verheiratet    Bauer

Am 23. wurde zur Fahne einberufen:

            der 1914 conczibierte Philipp Mauer   ledig   Dienstkraft

Am 26. wurden die Brotkarten für Nichtselbstversorger ausgegeben, und sind vom 26. März bis 25. April gültig, und müssen gegen die alten Abschnitte erneuert werden. Es darf für den Kopf nicht mehr als 250 gr. Brot gebraucht werden. Die Bäcker dürfen ohne Brotkarte kein Brot verabreichen. In Wirtschaften darf an Einheimische weder Weiß- noch Schwarzbrot verabreicht werden, und ist nur für Fremde von über 3 Kilometer Entfernung gestattet. Die Mehlscheine, welche vom Bürgermeister abgegeben werden, betragen pro Kopf für 1 Monat 600 gr. Ohne Bestätigung vom Bürgermeister darf kein Getreide in die Mühle gefahren werden, und ist genauso wie für Nichtselbstversorger berechnet.

Wenn Leute Taglöhner brauchen, so müssen dieselben ihr Brot selbst mitbringen. Die Kontrolle über das Getreide ist sehr streng, im Übertretungsfalle gibt es sehr empfindliche Geld- und Gefängnisstrafen.

 April 1915

            Am 6. wurde beschlagnahmtes Getreide und Mehl für Selbstversorger kontrolliert und zwar so, daß jeweils das 15. Haus ausgelost wurde.

Am 16. kam vom Kgl. Bezirksamte die Verordnung, daß in Wirtschaften an Angehörige des Amtsbezirks kein Brot verabreicht werden darf.

Am 24. wurde vom Kgl. Bezirksamte bekanntgemacht, daß diejenigen Selbstversorger, welche Getreide in die Mühle bringen, solches beim Bezirksamt angemeldet werden muß. Ferner wurde bekanntgegeben, daß zur Bestellung der Frühjahrssaaten nunmehr 60 Pfd Hafer auf dem Morgen Feld verbraucht werden dürfen. Vom 26. des Monats an wird das hiesige Lagerhaus von abends 9 Uhr bis früh 6 Uhr bewacht.

Die im Monat März ausgebrochene Maul- und Klauenseuche, welche leider heuer bei Bestellung der Frühjahrssaat, wo auch noch Pferdemangel herrscht, auftrat, wäre am 30. April aufgehoben worden, wenn nicht ein neuer Fall konstatiert worden wäre. Bis jetzt sind 4 Stück Vieh gefallen, nämlich:

1 Stück der M. Barbara Scheublein, Hs. Nr. 71, welche 3 Söhne im Felde stehen hat.

2 Stück dem Florian Schmitt, Hs. Nr. 68, welcher als Landsturmmann in Nordfrankreich steht.

1 Stück dem Eusebius Wiener, Hs. Nr. 7, ebenfalls Landsturmmann in Nordfrankreich.

 Mai 1915

            Am 3. wurde nochmals bekanntgegeben, daß noch alles Saatgetreide, welches als solches angegeben wurde, jedoch nicht zur Verwendung kam, jetzt anzugeben sei, wiedrigenfalls beschlagnahmt wird und dann zu einem geringen Preise entschädigt wird.

 Juni 1915

            Am 15. wurden einberufen:

            1. Ludwig Jäger   verheiratet    Zimmermann

            2. Franz Heusinger    ledig    Bäcker

Am 19. wurden einberufen:

            1. Stephan Dömling    Bürgermeister

            2. Franz Weis    verheiratet   Bauer

Ersterer kommt am nächsten Tag als überzählig zurück.

Vom 14. des Monats ist eine Brotzulage von 9 Pfd pro Person für den Monat genehmigt.

Die Heuernte ist sehr gut ausgefallen und wurde gut eingebracht. Wegen Mangel an Regen steht es mit dem Sommerbau und den Kartoffeln schlecht.

Vermisst wird der Reservist

            Johann Baier    verheiratet   Bauer

 Juli 1915

            Keine wesentliche Änderung

 August 1915

            Die Ernte schreitet vorwärts. Korn und Weizen sind gut, dagegen Gerste und Haber schlecht, und es erntet mancher seinen Samen nicht. Durch günstigen Regen stehen die Kartoffel besser und versprechen eine gute Ernte.

Große Siegesnachrichten aus Rußland kommen an, und ist jedesmal ein ¼stündiges Zusammenläuten. Das Kupfer, Messing und Nickel werden beschlagnahmt. Seit April gibt es kein Petroleum mehr, was sehr empfunden wird.

Es kommt die Nachricht, daß obengenannter Johann Baier in Gefangenschaft geraten ist, und sich in Marseille befindet.

Weiter kommt die Nachricht, daß der Ersatzresevist

Andreas Schulz

den Heldentod bei Comines gestorben ist.

 September 1915

            Am 1. war das feierliche Requiem nebst den üblichen Ehrensalven für Andreas Schulz.

Am 17. kam wieder das erste Petroleum, leider bloß 40 Liter, so daß für den Haushalt ½ Liter abgegeben werden konnte a Liter 32 Pfennig.

Es wird alles teurer, 1 Pfd Butter kostet 1 M 40 Pf festgesetzter Preis. 1 Pfd Schweinefett 1 M 80 Pf, das Ei kostet 17 Pf. Durch die Petroleumnot steigen auch die Stearinkerzen im Preise, es kostet ein Paket, welches früher 35 Pf kostete, jetzt 1 M.

Oktober 1915

            Keine besonderen Ereignisse

November 1915

            Zur Fahne werden eingerufen:

            1. Franz Wolf    ledig   Bauer

            2. Oskar Zehner   verheiratet   Bauer

            3. Alfons Schneider   ledig   Bauer

            4. Philipp Geißler   verheiratet   Bauer

            5. Ferdinand Wolf   verheiratet   Bauer

            6. Anton Dömling    verheiratet   Bauer

Dezember 1915

Es wird wiederum bekanntgegeben, daß Kupfer, Messing und Reinnickel bis längstens 31. März 1916 einzuliefern ist, außerdem kommt die Zwangsenteignung. Das Getreide der heurigen Ernte wird beschlagnahmt. Es kommt wieder etwas Petroleum, und ein jeder, der Anspannung hat, ¼ Liter.

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 1916

Januar 1916

            Nachdem im vergangenen Sommer bis Januar 1916 gefangene Franzosen in Königshofen bei den Flurbereinigungsarbeiten und Drainierungsarbeiten am Spitalgrundstück bei der Kapelle beschäftigt waren, kamen vom Gefangenenlager Würzburg am 13. des Monats 14 Mann gefangener Franzosen in hiesiger Gemeinde als landwirtschaftliche Arbeiter an folgende Leute:
Ein Mann an Bonifaz Dümling  Hs.Nr. 5

ein Mann an Raimund Rost  Hs.Nr. 6

ein Mann an Eusebius Wiener Hs.Nr. 7

ein Mann an Nikolaus Hein  Hs.Nr. 18

ein Mann an Franz Wolf  Hs.Nr. 21

ein Mann an Andreas Endres  Hs.Nr. 24½

ein Mann an Johann Neuhöfer  Hs.Nr. 39

ein Mann an Alois Behr  Hs.Nr. 40

ein Mann an Fridolin Klöffel  Hs.Nr. 51

ein Mann an Ferdinand Wolf  Hs.Nr. 55

ein Mann an Johann Weber  Hs.Nr. 58

ein Mann an Oskar Zehner  Hs.Nr. 66

ein Mann an Wilhelm Dömling  Hs.Nr. 73

ein Mann an Georg Schilling  Hs.Nr. 78

Dabei waren 2 Mann zur Bewachung. Die Verpflegung haben die Gefangenen bei ihren Arbeitgebern, und Nachtquartier im Gasthaus zum Grabfeld.

Am 19. Januar kommen abermals 28 Mann gefangener Franzosen, welche in Königshofen bei der Drainierung beschäftigt waren, hierher um die Drainierung im mittleren Knebelsbach durchzuführen, und ebenfalls im Gasthaus zum Grabfeld untergebracht. Die ersten 14 Mann wurden wegen Platzmangel bei Ambros Balling Hs.Nr. 26 in dessen Saal untergebracht. Bei den 28 Mann Drainierungsarbeitern waren 3 Mann Bewachung. Von den landwirtschaftlichen Arbeitern wurde der bei Ferdinand Wolf beschäftigte ausquartiert und kam zu Johann Hochrein Hs.Nr. 75.

Am 25. Januar wurde zur Fahne eingerufen:

            Wilhelm Kuhn II   verheiratet   Bauer

 Februar 1916

            Die Fleischpreise steigen, es kostet das Pfd Schweinefleisch 1 M 50 Pf, Rindfleisch zuerst 1 M, dann 1 M 20 Pf jetzt 1 M 40 Pf.

Saugschweine welche früher 40-50 M das Paar kosteten, kommt jetzt das Paar auf 90-125 M.

Schweinsläufer früher das Paar 60 M jetzt 150 M.

Fette Schweine das Pfund lebend Gewicht 1 M 30 Pf. Jährlingshammel das Paar 150 M, ein Paar Zugochsen früher 1000-1200 M jetzt 2500-2700 M, 1 Kuh früher 450 M jetzt 900 M.

Ebenso sind die Getreidepreise. Hafer 18 M pro Zentner, Gerste 17 M, Korn 11 M 30 Pf, Weizen 13 M 35 Pf. Zufolge der Getreidepreise kostet 0,9 Liter Bier 28 Pf. Am 14. gab es wieder Petroleum und zwar 1 Liter für den Haushalt.

Am 18. des Monats kam vom Kgl. Bezirksamte die Aufforderung, daß alle beschlagnahmten Gegenstände aus Kupfer und Messing am 4. März an der Sammelstelle (Kaserne) Königshofen einzuliefern seien, wiedrigenfalls Zwangsenteignung eintrete.

Am 29. des Monats wurden die gefangenen Franzosen, welche bei der Drainierung beschäftigt waren und die jetzt eingestellt ist, abberufen, es waren zusammen, wie schon oben bemerkt, 28 Mann, und 3 Mann zur Bewachung.

 März 1916

            Am 4. des Monats wurden die beschlagnahmten Kupferkessel eingeliefert, es waren ohne diese schon früher eingelieferten 53 Stück, und wurde für das Kilo 3 M 90 Pf bezahlt. Für das Herausnehmen vom Mauerwerk für das Kilo 50 Pf.

Am 8. des Monats wurde Petroleum in hiesiger Gemeinde verteilt, für jede Haushaltung ¾ Liter.

Am 11. des Monats mußte das zu brauchende Saatgetreide, welches zur Bestellung der Frühjahrssaat notwendig ist, angegeben werden, das nicht zu verwendente wird wahrscheinlich beschlagnahmt.

Am 9. Monats wurden einberufen:

            1. Bruno Mauer   ledig   Bauernsohn

            2. Anton Müller   ledig  Bauernsohn

Am 13. des Monats wurde einberufen:

            Eduard Reichert   ledig   Bäcker

Am 14. des Monats wurde der Futterstand aufgenommen und beschlagnahmt. Es dürfen Heu und Klee, auch unter 5 Zentner, nicht veräußert werden. Vom Lagerhaus Königshofen wird Saatgetreide abgegeben Gerste a Ztr. 22 M, Haber a Ztr. 21 M.

Die Fleischpreise steigen wiederum und kostet das Pfd Rindfleisch 1 M 60 Pf.

 April 1916

            Die Viehpreise steigen fortwährend, es wurden Jungochsen 1. Qualität mit 4000 M bezahlt. Jungschweine kosten 120  - 160 M das Paar. Läufer bis über 200 M das Paar. Infolgedessen steigen auch die Fleischpreise. So kostet Rindfleisch 1 M 80 Pf das Pfd, Scheinefleisch 1 M 60 das Pfd. Eine Kuh 1. Qualität wird mit 1100 M und darüber bezahlt. Zeithammel werden das Paar mit 200 M bezahlt.

Am 26. wurde das Dürrfleisch und Kartoffeln aufgenommen.

 Mai 1916

            Am 1. des Monats wurde die Sommerzeit eingeführt, das heißt es wurden die Uhren eine Stunde vorgerichtet.

Am 4. des Monats wurde einberufen:

            Isidor Düring    ledig    Bauer

Am 5. d. Mts. wurden die Landesfleischkarten ausgegeben, kleine Heftchen, die Marken sind ähnlich den Briefmarken, zu 20 gr, 50 gr und 100 gr und pro Kopf mit 800 gr für die Woche bestimmt. Kinder unter 6 Jahren bekommen 400 gr.

Da die Gerbstoffe anfangen zu mangeln, und die Eichenrinde der Ztr. bis 12 M bezahlt wird, ließ die hiesige Gemeinde auch schälen, wozu auch kriegsgefangene Franzosen zugezogen wurden, wo sich dabei einer Namens Moritz Pardoux, der bei Bonifaz Dümling Hs.Nr. 5 in Arbeit steht, durch großen Fleiß und Ausdauer auszeichnet.

Am 20 d. Mts. wurden die Zuckerkarten ausgegeben und zwar pro Kopf 1 Kilogramm für den Monat.

Bei der im vorigen Monat vorgenommenen Viehzählung ergab sich in hiesiger Gemeinde folgendes Resultat:

1. 39 Kälber unter 3 Monat alt

2. 93 Stück Jungvieh von 3 Mt bis nicht 2 Jahre alt.

3. 45 Bullenstiere

4. 166 Milchkühe

5. 229 Schweine (einschließlich Ferkel)

6. 198 Schafe

7. 107 Ziegen (darunter 41 Zicklein)

8. 208 Gänse

9. 3 Enten

10. 895 Hühner

11. 133 Kaninchen

 Juni 1916

            Der Mangel an Schlachtvieh macht sich immer mehr bemerkbar. Es müssen die Leute Vieh abgeben, welches zur Zucht bestimmt war, sogar vom Einspannvieh muß mitunter abgegeben werden, und wird für angefleischtes Vieh  das Zentner mit 110 M lebend Gewicht bezahlt.

Die Gemeinde hat für den Monat Juni 300 Zentner vorjäriges Futter zu liefern, und wird das Zentner mit 6 M bezahlt.

 Juli 1916

            Am 15. des Monats wurden die Eierkarten ausgegeben, und zwar 9 Stück pro Kopf für den Monat.

 August 1916

            Die Fleischnot macht sich immer mehr bemerkbar, besonders Rindfleisch. Es wird für das Pfd 2 M 10 Pf bezahlt, ist aber fast nicht zu bekommen. Die heurige Ernte ist sehr gut ausgefallen, ist aber wieder beschlagnahmt.

 September 1916

            Konrad Neuhöfer Schmiedmeister wurde für tapferes Verhalten vor dem Feinde (in Frankreich) mit dem Eisernen Kreuze II. Klasse ausgezeichnet.

 Oktober 1916

            Das Getreide, Kartoffel, Kohlrüben und Runkelrüben sind beschlagnahmt, und gelten jetzt als Höchstpreise.

Gerste pro Zentner 16 M, Haber    Korn 11 M 50 Pf, Weizen 14 M 50 Pf, Kartoffeln 4 M, Kohlrüben 3 M, Runkelrüben 1 M 80 Pf pro Zentner. Auch wurden heurige Zwetschgen beschlagnahmt pro Ztr 9 M. Es wurden in diesem Monat die neuen Reichsfleischmarken ausgegeben und zwar 1 Kilo pro Kopf für den Monat. Ferner Butter- und Fettmarken sowie Seifenmarken. Butter kostet 1 M 50 Pf das Pfund. Auch muß man für Kleiderwaren einen Bezugsschein vom Bürgermeister ausstellen lassen.

An Kartoffeln hat die Gemeinde 500 Ztr geliefert.

Von dem Landwehrmann Franz Wolf, welcher seit 17. September vermißt wird, hat man noch keine weiteren Nachrichten.

 November 1916

            Der Kriegsfreiwillige Josef Brand wurde wegen tapferes Verhalten vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Am 10. wurde die Gemeinde aufgefordert nochmals 200 Ztr. Kartoffeln an den Kommunalverband abzuliefern außerdem werden sie enteignet, a Ztr 2 M 50 Pf, da der Bedarf in den Städten noch nicht gedeckt ist.

Die Preise für Gänse ist sehr hoch, dersolche mit 16-20 M pro Stück bezahlt werden.

Nach einer Bekanntmachung müssen diejenigen welche Hausschlachtungen von Schweinen vornehmen 1 Pfd Fett an die Metzgerei Königshofen abliefern um so den Bedarf in den Städten zu dekken, und wird das Pfund mit 1 M 60 Pf bezahlt.

Am 22. d. Mts. wurde Alfred Reichert zur Fahne einberufen.

Die Ernteflächeerhebung war folgende:

Winterweizen   268,949 dezi...

Sommerweizen 12,543  "

Winterroggen   71,394  "

Sommergerste  250,892  "

Wintergerste       1,533  "

Menggetreide   77,426  "

                        ----------------

                                   628,737

 Dezember 1916

            Am 3. des Monats wurde der Ersatzrekrut Franz Helmerich zur Fahne einberufen.

Am 18. des Monats war wieder Pferdemusterung in Königshofen, und waren aus hiesiger Gemeinde 17 Pferde zugetrieben, wovon 7 Stück als tauglich befunden wurden.

Durch Bekanntgabe hat die hiesige Gemeinde 1030 Ztr. Heu, Grummet und Kleeheu, das ist vom Tagwerk 1½ Ztr. abzuliefern.

Durch eine Sammlung in hiesiger Gemeinde konnte jedem im Felde stehenden Soldaten aus der Gemeinde Merkershausen 3 M als Weihnachtsgabe gespendet werden.

Die Viehpreise sind sehr hoch, so wurde bei einer Viehversteigerung durch den Kommunalverband in Königshofen für Kühe und Kalbinnen 1400 - 1900 M pro Stück bezahlt. Desgleichen gilt auch für Federvieh, 1 Gans mit 30 M bezahlt ist keine Seltenheit.

Es macht sich der Mangel an Kleingeld von Nickelmünzen sehr bemerkbar, so daß manchmal ein Markschein nicht gewechselt werden kann.

Bis heute den 31. Dezember hat man von obengenannten Landwehrmann Franz Wolf, welcher vermißt ist, keine Nachricht erhalten.

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 1917

 Januar 1917

            Am 3. wurden die im vorigen Jahre gemusterten, 1873 geborene, Leute einberufen:

            1. Otto Endres   verheirateter Bauer

            2. Christian Schmitt  verheirateter Polizeidiener

            3. Valentin Brand   verheirateter Maurer

letzterer kam am nächsten Tag als überzählig zurück.

Durch Bezirksamtliches Ausschreiben soll die hiesige Gemeinde wöchentlich 150 Pfd Butter und 300 Stück Eier abliefern.

 Februar 1917

            Bei der jetzigen Kälte macht sich der Holz- und Kohlenmangel fühlbar. Petroleum gab es schon seit Dezember keines mehr, wo der Haushalt 1 Liter erhielt. Stearinkerzen sind keine zu haben. Auch fehlt es an Carbid, so daß man Wachskerzen brennen muß.

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden ferner ausgezeichnet:

            1. Kilian Neuhöfer   lediger Schmied

            2. Bruno Dömling  lediger Bauer

            3. Oskar Kuhn   lediger Bäcker

Mit dem bayrischen Verdienstkreuz wurde ausgezeichnet:

            1. Leo Mauer   lediger Chauffeur

            2. Philipp Mauer   lediger Bauer

Am 15. des Monats war abermals Bestandsaufnahme für Brotgetreide, Haber und Hülsenfrüchte.

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden ausgezeichnet:

            1. Alfons Schneider  lediger Bauer

            2. Bruno Dömling   lediger Bauer

Am 23. des Monats war wieder Bestandsaufnahme von Brotgetreide, und wurde von 3 Verwaltungsmitglieder von Althausen vorgenommen.

 März 1917

            Da der heurige Winter sehr strenge aufgetreten ist, die Brennholzpreise sehr hoch stehen z.B. 3 Ster Buchenholz bis 100 M und darüber bezahlt werden, Kohlen überhaupt nicht zu haben sind, hat die Königl. Forstverwaltung genehmigt, daß ein jeder Bürger hiesiger Gemeinde aus dem Gemeindewalde 4½ Ster Scheitholz (sogenanntes Mangelholz) erhält. Die Bürger müssen es selbst ausmachen, auch das abfallende Reisig ist aufzumachen, und bekommt ein jeder Bürger 60 Wallen zugewiesen.

Seit vorigem Jahr kommen die Thüringer und schmuggeln Lebensmittel aus hiesiger Gemeinde, und sind die Grenzorte viel heimgesucht. Da sie sehr hohe Preise bezahlen (so für ein Pfd Butter bis zu 5 M) so gibt es bei uns noch immer Leute die ihnen verkaufen, obwohl es verboten ist. Schon wurden vielen die Waren abgenommen, doch kommen sie immer wieder.

Beim Schöffengericht in Königshofen wurde ein Thüringer verhandelt welchem 30 Pfd Erbsen abgenommen wurden und 50 M Geldstrafe erhalten hat.

Am 29. des Monats mußten die schon längerer Zeit beschlagnahmten Zinndeckel auf den Biergläsern in der Wirtschaft eingeliefert werden, und wurde das Kilogramm 8 Mark bezahlt.

 April 1917

            Die Frühjahrssaat hat heuer erst anfangs April begonnen, und ist bis jetzt eine naßkalte mit Schneegestöber untermischte Witterung, so daß die Feldarbeit sehr langsam vor sich geht.

 Mai 1917

            Die Kontrolle über Ablieferung von Butter wird sehr streng genommen, da immer noch zu wenig geliefert wird. Es soll von einer guten Milchkuh wöchentlich 2 Pfd und von einer schlechten Milchkuh wöchentlich ½ Pfd Butter abgeliefert werden.

Die Thüringer kommen trotz der empfindlichen Strafe, welche wegen verbotenen Ankaufes von Lebensmitteln über ihnen verhängt wird, immer wieder und um hohe Preise z.B. 1 Pfd Butter um 8 Mark. Auch haben sie die Preise für kaum 8 Tage junge Gänschen so in die Höhe getrieben, so daß das Stück bis 7 Mark verkauft wird. Das traurige ist, daß von hiesigen Einwohnern der Schmuggel sehr begünstigt wird.

Im vorigen Monat sind an hiesiger Gemeinde 10 Stadtkinder von Würzburg zugewiesen worden, welche in verschiedenen Haushaltungen verpflegt werden.

In der Nacht vom 17. auf 18. Mai (Christi Himmelfahrt) sind von hier 3 gefangene Franzosen flüchtig gegangen. Wie man hört, sollen sie in der Pfalz aufgegriffen worden sein, und nach dem Gefangenenlager Hammelburg transportiert werden.

 Juni 1917

            Am 4. des Monats war abermals Bestandsaufnahme für Brotgetreide und Mehl, und wurden ca. 5 Zentner verstecktes Mehl gefunden und enteignet.

Am 30. des Monats wurden die beschlagnahmten Orgelpfeifen (Prospektpfeifen) herausgenommen und eingeliefert.

Edmund Wehner wurde wegen tapferen Verhaltens vor dem Feinde mit dem Bayr. Verdienstkreuz mit Krone und Schwertern ausgezeichnet.

 Juli 1917

            Für die im heurigen Jahre beschlagnahmte Schafswolle ist der Höchstpreis mit 15 M pro Kilogramm festgesetzt. Vor der Beschlagnahme wurde im Privatverkauf 20-22 M pro Kg bezahlt.

Am 27 des Monats wurden die beschlagnahmten Glocken abgenommen und eingeliefert. Die große Glocke, E stimmend, hatte ein Gewicht von 17 Ztr. und   Pfd. Dieselbe trug das Bildnis des guten Hirten, und hatte im oberen Rande folgende Inschrift:

 O Cor, voluptas coelitum Cor fida spes mortalium En hisce tracti vocibus Ad te venimus supplices.

Auf der Rückseite folgende Inschriften:

Gegossen von Gebrüder Klaus in Heidingsfeld 1891.

Zur Zeit des Gusses waren Johann Köberlein Pfarrer, nach dessen Ableben Michael Weippert Verweser der Pfarrei Merkershausen.

Die Gemeinde u. Kirchenverwaltung

Wilhelm Dömling Bürgermeister, Gg. Ress Beigeordneter, Mich. L. Derleth Verwalter, Vik. Reichert, Gg. Schilling, Vik. Hein, O. Jos. Dömling. Ad. Uhlein, Gg. Ad. Uhlein, Urb. Albert, Kasp. Kuhn. Jos. Gösswald Lehrer.

Die kleine Glocke hatte ein Gewicht von 2 Ztr. 59 Pfd, ebenfalls E stimmend, trug auf der vorderen Seite das Bild des Hl. Martinus mit der Inschrift:

 Sankte Martine pastor bone in populo ora pro nobis.

Weiter wurde abgenommen die Glocke aus der Kapelle mit 2 Ztr 20 Pfd. Dieselbe ist beim Absturz in Stücke gegangen.

 August 1917

            Sonntag den 5. d. Mts. war zum Anfang des vierten Kriegsjahres ein Bitt- und Danksagungsamt.

Die Obsternte ist heuer ausgezeichnet wie sie seit Menschengedenken nicht war. Besonders gibt es viele Äpfel und Birnen. Der Preis für dasselbe ist sehr hoch. So wird für Tafelobst (Apfel) bis 20 M für den Ztr. bezahlt, so daß mancher für das Erträgniss eines Baumes 200 M eingenommen hat. Für Fallobst wird pro Ztr. 7 M bezahlt.

 September 1917

Am 14. d. Mts. wurde abermals eine Glocke (sogenannte Gebetsglocke) abgenommen, und dem Vaterland geopfert. Dieselbe hatte ein Gewicht von 9 Ztr 40 Pfd und trug auf der vorderen Seite das Bild von der Unbefleckten Jungfrau und hatte am oberen Rande folgende Inschrift:

 O Maria, immaculata Virgo Salve vinela reis Profer lumen cerelsis Mala nostra pelle bona cuneter posce.

Der untere Durchmesser betrug 0,95 m. Die Höhe incl. Krone 0,92 m. Auf der Rückseite stand auf einem Schilde:

Gegossen von Gebr. Klaus in Heidingsfeld 1891.

Die Stimmung war gis. Es wurde nur eine Glocke ungefähr 4 Ztr 50 Pfd schwer belassen.

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurde ausgezeichnet:

Hans Geißler   Techniker  Unteroffizier bei einer bayr. Baukompanie.

Oktober 1917

            Am 15. des Monats fand eine Aufnahme der Schweine statt.

Die Lederknappheit macht sich immer mehr bemerkbar. Sohlenleder gibt es überhaupt nicht mehr, es werden nunmehr Sohlen aus Holz fabriziert mit Lederfleckchen in der Größe eines Pfennigstückes belegt. Schuhe welche früher 8 M kosteten, werden mit 50 M bezahlt, und sind fast nicht zu haben. Anzugsstoffe früher vielleicht a Meter 6 Mark, jetzt 40-50 Mark und sind auch fast nicht mehr zu haben.

 November 1917

            Es ist ein großer Mangel an Petroleum und Kohlen. Tabak ist fast keiner mehr zu haben, ist noch im Paket zu haben das früher 20 Pf kostete wird mit 1 M 40 bis 1 M 50 Pf bezahlt. Ein Stearinlicht früher 6 Stück 35 Pf jetzt 1 Stück 25 Pf.

Am 19. d. M. wurden wegen dem ungeheuren Ledermangel die alten Feuereimer versteigert, es waren 47 Stück, und wurden dadurch 500 M erzielt. Der Preis pro Stück von 6 - 18 M und 50 Pf.

Die Gemeinde muß in diesem Monat 500 Ztr. Futter für die Heeresverwaltung liefern. Heu pro Ztr 6 M Kleeheu 7 M.

 Dezember 1917

            Durch den am 7. d. Mts. vereinbarten Waffenstillstand an der ganzen Ostfront ist eine ganz andere Begeisterung unter der Bevölkerung, da man auf einen baldigen Frieden hofft. Der Waffenstillstand dauert 10 Tage, das ist bis 17. Dezember mittags 12 Uhr. Am 17. Dezember wurde derselbe wegen Friedensverhandlungen bis 14. Januar 1918 verlängert. (Nach russ. Zeitrechnung 1. Januar).

Auf Weihnachten wurden von der Gemeinde an 69 hiesigen Kriegern als Weihnachtsgeschenk 207 Mark gespendet, so daß jeder 3 Mark erhielt.

Wie in den vergangenen Kriegsjahren, so hat auch in diesem Jahre der Hochwürdige Herr Cooperator an die hiesigen Krieger einen Weihnachtsbrief geschrieben. Der heurige hat folgenden Wortlaut:

 Merkershausen, 19. Dez. 1917

Lieber Krieger!

Als wir dir voriges Jahr zum hl. Weihnachtsfeste schrieben, hofften wir, daß du heuer dies schönste Fest mit uns daheim feiern könntest. Aber nochmals müssen wir dir unsere Weihnachtsgrüße hinaus in den Schützengraben und die Kaserne schicken. Und doch ist heuer Weihnacht nur halb so traurig als die Jahre seither. Wenigstens an einer Front schweigen die Kanonen in der hl. Nacht. Wie werden dort die deutschen Soldaten frohen Herzens singen: "Stille Nacht, hl. Nacht!" Gott tausend mal Dank für diese frohe Kunde! Bei dir aber geht vielleicht der Kampf noch weiter. Trotzdem weiß ich, daß ihr draußen doch vielleicht ein herzlicheres Weihnachten mitfeiert als mancher daheim. Im Kriege seid ihr es ja erst recht inne geworden, welches Glück es ist Weihnachten bei den Seinen und in Frieden feiern zu können. Das ist nun einmal so im Menschenleben. Vieles lernt man erst schätzen, wenn man es entbehren muß. So sind sich auch erst draußen viele des Trostes der Religion, des Glükkes der Heimat, der Liebe der Ihren bewusst geworden wie nie im Frieden. Dies Große hat der Krieg fertig gebracht. Möge Gott es geben, daß ihr diese neue Liebe zu Religion, Familie und Heimat mit heim in den Frieden bringt. Dann wird eine glückliche Zukunft werden. Nach außen wird wohl eine schwere Zeit kommen, aber das wahre Glück ruht nicht im Äußeren, sondern im Herzensfrieden. Das beiliegende oder doch bald nachfolgende Schriftchen lies aufmerksam durch und gib es auch dem Kameraden! Es hilft manche Frage lösen, die jetzt vielleicht noch deinen Herzensfrieden stört. Was uns heute besonders freut, ist dies, daß wir noch an alle schreiben können wie letztes Jahr. Möge euch Gott auch im neuen Jahr wieder so behüten. Im neuen Jahr ein frohes Wiedersehen im Frieden. Wir beten für euch! Gott zum Gruß!

Jacob Hain Pfr.

Al. Hain Cooperator

 Da man bis heute den 31. Dezember von dem Kriegsfreiwilligen Alfons Dietz Sohn des H. Hauptlehrers Dietz und dem Landwehrmann Franz Wolf Sohn des Bauern Franz Wolf welche beide schon über 1 Jahr vermißt sind, noch immer keine Nachricht erhalten hat, so nimmt man an, daß beide tot sind.

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 1918

 Januar 1918

            Da im November Kurse zum anfertigen von Strohschuhen stattfanden, so werden von Mädchen, welche dem Kurs bewohnten, solche angefertigt. Aus Mangel an Lederschuhen hat man jetzt meistens Holzschuhe oder solche mit Holzsohlen, statt Oberleder inprägniertes Segeltuch. Die Pelzwaren welche sehr in die Höhe stiegen (ein Fuchs kostete bis 130 M) sind bis auf die Hälfte gefallen.

Am 4. des Monats beginnen wieder die Friedensverhandlungen mit Rußland, und man hofft daß sie günstig ausfallen, um uns den Frieden in diesem Jahre zu bringen.

Trotz der hohen Strafen für Hamsterei von den benachbarten Thüringern wird der Schmuggel fortgesetzt, weil sie sehr hohe Preise bezahlen, so z. B. für den Ztr. Weizenmehl bis 120 M und leider von einigen hiesigen Einwohnern aus Habsucht sehr begünstigt wird.

Die hiesigen Brauberechtigten dürfen zum Frühjahrsbrauen für den Hausbrau nur mehr 80 Kilo Malz verbrauen.

Es ist jetzt Mangel an Petroleum und Karbit, was für die Landwirtschaft sehr zu beklagen ist. Mit Nächsten sollen Petroleumkarten eingeführt werden.

Am 6. d. Mts. kam die amtliche telegraphische Nachricht, daß der bei einer Armierungstruppe eingezogene verheiratete

Otto Endres

in einem Lazarette verstorben sei. R I P.

Von hiesiger Gemeinde mußten 500 Ztr Kartoffeln für die Heeresverwaltung abgeliefert werden.

Nach einer bezirksamtlichen Bekanntmachung müssen sämtliche Hausschlachtungen bis 30. Januar beendet sein, und darf nach diesem Termin nicht mehr geschlachtet werden, da man mit Ausreichung der Kartoffel rechnen muß. Pupliziert wurde dieses heute des 12. d. Mts.

Heute den 16. d. Mts. war das feierl. Requiem für den obengenannten Otto Endres und wurden durch den Militär- u Kampfgenossenverein die drei üblichen Ehrensalven abgegeben.

 Februar 1918

            Die hiesige Gemeinde muß abermals 700 Ztr Futter und Stroh für die Heeresverwaltung liefern.

Es kommen von den kriegsgefangenen Franzosen, nachdem sie zuvor mit Arrest wegen Aufwiegelung bestraft wurden, 3 Mann nach Lager Hammelburg, dafür kamen 3 italienische Gefangene hierher, so daß wir jetzt Franzosen, 1 Engländer und 3 Italiener haben.

Am 9. d. Mts. fand abermals Kontrolle über das noch vorhandene Brotgetreide statt. Wie die Futterpreise in die Höhe gingen, so geht es auch mit dem Stroh. So wurde für Kornstroh (Flegeldrusch) 10 M für den Ztr bezahlt.

Dem Gefreiten Kilian Neuhöfer, lediger Schmiedssohn,  beim 5. bayr. Infantrieregiement 11. Komp. wurde für hervorragender Tapferkeit mit dem bayr. Verdienstkreuz III. Klasse mit Krone und Schwertern ausgezeichnet. Derselbe ist bereites Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse.

Am 26. Februar kam die Nachricht, daß der Landwehrmann Johann Hochrein gefangen sei.

 März 1918

            Am 3. des Monats wurde der Frieden mit Rußland unterzeichnet, so daß man hoffentlich dem allgemeinen Frieden näher gerückt ist.

 April 1918

            Am 4. April kommen sämtliche kriegsgefangene Franzosen fort, und kommen dafür kriegsgefangene Italiener. Es sind meistens schwächliche Leute und sehr schlecht gekleidet.

Am 17. des Monats wurde August Neuhöfer, Sohn des Schmiedemeisters Johann Neuhöfer, mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

 Mai 1918

            Keine besonderen Ereignisse

 Juni 1918

            Die Fleischnot wird immer empfindlicher. Man bekommt seine Fleischkarten, aber selten Fleisch, da die Metzger immer keines haben für uns, häufig aber werden Thüringer abgefasst, welche mit Fleischgut versehen sind, welches sie bei den Metzgern, denen sie enorme Preise bezahlen, erhalten.

Die Saugschweine (Ferkel) werden auf dem Markt mit 400 M und darüber das Paar verkauft.

 Juli 1918

            Wegen dem Fleischmangel werden jetzt fleischlose Wochen eingeführt und zwar: vom 19. - 27. August, 9. - 15. September, 29. September - 6. Oktober und vom 20. - 27. Oktober. Die augenblickliche Ration von 250 Gramm in der Woche pro Kopf soll nur noch bis zur zweiten Woche des August geliefert werden. Dann tritt die angekündigte Herabsetzung auf 200 Gramm und zwar für Städte mit über 10.000 Einwohnern in Kraft. Kleinere Städte und Ortschaften sollen noch weniger erhalten.

Auf Bekanntmachung des Kgl. Bezirksamtes soll Waldlaub gesammelt werden, welches an die Heeresverwaltung geliefert, und dort als Haferersatz für die Pferde zubereitet wird. Auch hat die hiesige Gemeinde 200 Ztr. Stroh von der kommenden Ernte zu liefern.

Am 18. des Monats kam die Nachricht, daß

August Neuhöfer

Sohn des Schmiedemeisters Johann Neuhöfer, bei der Maschinengewehr - Abteilung in einem würtemb. Infanterieregiment, auf dem Felde der Ehre gefallen ist. R I P.

Am 23 d. Mts. ein feierliches Requiem für denselben, an welchem der Militär und Gesangsverein mit Fahne sich beteiligten, und wurden von ersteren die üblichen Ehrensalven abgegeben.

 August 1918

            Auf einer Zuschrift seines Feldwebels wird Josef Weis, Sohn des Franz Weis, als vermisst gemeldet. Ferner sollen vermisst sein Alfred Reichert, Sohn des Nikolaus Reichert und ein Sohn des Gemeindebäckers Schreck.

 September 1918

            Am 10. d. Mts. hat Josef Weis mitgeteilt, daß er in französischer Gefangenschaft sei.

 Oktober 1918

            Am 1. d. Mts. kam die Nachricht, daß der im September als vermisst gemeldete Alfred Reichert in englischer Gefangenschaft sei.

Am 9. d. Mts. kam die Nachricht, daß der Infanterist Anton Klöffel, Sohn des Fridolin Klöffel, vermisst sei.

Nach einem Bezirksamtlichen Ausschreiben sollen zur Speiseölgewinnung Bucheckern gesammelt werden.

Am 24. des Monats kam die amtliche Nachricht, daß

Leo Mauer

Sohn des Sebastian Mauer, bei einer Fliegerabteilung den Heldentod gestorben sei. Es ist der zweite Gefallene des Sebastian Mauer.

 November 1918

            Am 5. war ein feierliches Requiem für genannten Leo Mauer, und wurde vom Militärverein die üblichen Ehrensalven abgegeben.

Am 3. des Monats kam die Nachricht, daß Bruno Mauer, Sohn des Dionysius Mauer, in französischer Gefangenschaft sei.

Am 8. d. Mts. dankte Seine Majestät der König ab, und Bayern ist Republik, und zur Regierung wurde ein Soldaten- Arbeiter- und Bauernrat aufgestellt, welche die Friedensverhandlungen einleiten. Nachdem der Kaiser zur Abdankung gezwungen wurde, folgten die unteren Landesfürsten, so daß jetzt das deutsche Reich in eine Republik umgewandelt ist. Bis jetzt hat uns die Entente sehr harte, fast unausführbare Friedensbedingsnisse gestellt, wollen aber hoffen, daß sie gemildert werden.

Am 25. d. Mts. kam die Nachricht, daß oben genannter Anton Klöffel sich in englischer Gefangenschaft befindet.

Am 29. d. Mts. bekommen wir 143 Mann Einquartierung der zurückkehrenden Truppen des 22. aktiven Infanterieregiments, meistens aus Pfälzer bestehend.

 Dezember 1918

            Am 3. d. Mts. kommen die Gefangenen, bestehend aus Italiener, Franzosen, Russen und Engländer, fort, so daß sich jetzt keine Gefangenen mehr hier befinden.

Am 13. d. Mts. passierte preußische Artillerie auf dem Rückmarsch den Ort, wo wir über Nacht Einquartierung bekamen.

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 1919

 Januar 1919

            Am 7. d. Mts kamen die bei uns einquartierten Soldaten, soweit sie nicht entlassen waren, nach Wülfershausen.

Am 9. d. Mts. war die Festlichkeit zu Ehren der heimkehrenden Krieger. Früh ½9 Uhr Aufstellung der Krieger am unteren Eingang des Ortes außerhalb der errichteten Ehrenpforte. ¾9 Uhr kamen der Militär und Gesangsverein mit Fahne, die Gemeindeverwaltung, die weisgekleideten Ehrenjungfrauen, die Schuljugend mit weisblauen Fähnchen dort an.

Fräulein Lioba Kuhn bot in einem sinnreichen Gedicht den heimkehrenden Kriegern den Willkommensgruß. Hierauf begrüßte der Bürgermeister die Krieger im Namen der Gemeinde. Nun marschierte der Zug unter Vorantritt der Musikkapelle Großbardorf durch die reich beflaggten Straßen zur festlich geschmückten Kirche, wo die Stühle für die Krieger reserviert und vom Hochw. Herrn Cooperator mit Kränzen und weisblauen Fähnchen dekoriert waren. Dort angekommen, hielt der Hochw. Herr Cooperator eine zu Herzen gehende Ansprache in welcher er die Entbehrungen der Krieger in dem langen, über 4 Jahre dauernden Kriege, schilderte. Auch gedachte er den gefallenen und gefangenen Soldaten hiesiger Gemeinde, welchen es nicht vergönnt war, dieses Fest mit ihren Kameraden zu feiern. Hierauf war ein feierliches Dankamt. Nach demselben stellte sich der Zug wieder zusammen, und marschierte unter Vorantritt der Musik in das Gasthaus zum Grabfeld zu einem musikalischen Frühschoppen. Nachmittags setzte sich der Zug in Bewegung und marschierte durch die reichlich beflaggten Ortsstraßen wieder zum Gasthaus, wo die musikalische Unterhaltung fortsetzte. Abends 6 Uhr versammelten sich die Ortseinwohner und die Schuljugend im Saal des Gasthauses, wo dann nach einige Musikvorträge und mehrere Lieder vom Gesangsverein gesungen, Hochw. Herr Cooperator noch einmal das Wort ergriff und den Kriegern dankte, daß sie uns vor feindlichem Einbruch bewahrten und gedachte nochmals den Gefallenen und Gefangenen mit dem Wunsche, daß letztere bald in ihre Heimat zurückkehren dürften.

Dann ergriff Herr Gerichtsassistent Martin Heppt das Wort, hieß die Krieger nochmals herzlich willkommen in der Heimat, die sie so lange entbehrt hatten, und dadurch den Dank unseres lieben Vaterlandes verdient haben.

Zwischen den Musikgrüßen trugen die Schüler gut eingeschulte Gedichte, teils ernsten und auch heiteren Sinnes vor, so daß es ein sehr schöner Abend für die Gesamtbevölkerung war. Mit einem von 10 Uhr ab beginnenden Balle schloß dieser so herrliche Tag.

Am anderen Tag früh um ½9 Uhr stellte sich der Zug mit den Kriegern, dem Militär und Gesangsverein mit Fahne am Gasthaus zum Grabfeld zusammen, (leider ohne Musik, da in der Nacht ein Brand in Großbardorf ausgebrochen war) um dem Gedächtnisgottesdienste für die gefallenen Krieger beizuwohnen. Hochw. Herr Cooperator hielt eine kurze Ansprache an die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger, und tröstete sie daß es ein Wiedersehen gebe. Nach dem Gottesdienste Abmarsch zum Grabfeld, wo sich dann der Zug auflöste, und diese Feier gewiß nicht vergessen wird.

 

Ad perpetuam cei memoriam.

 

            Nachtrag

Als erster kam am 1. Oktober aus englischer Gefangenschaft Anton Klöffel.

Am 6. Oktober folgte, ebenfalls aus englischer Gefangenschaft, Alfred Reichert.

Am 9. Oktober kam die amtliche Nachricht, daß obengenannter Kriegsfreiwilliger und Germanist

Alfons Dietz

welcher als vermisst galt, bei einem Sturmangriff bei Hollbecke am 8. November 1914 den Heldentod starb.

Am 14. Oktober war ein feierliches Requiem für denselben, und wurde vom Militärverein die üblichen Ehrensalven abgegeben.

R I P.

Zur Zeit sind noch 5 Mann in französischer Gefangenschaft, nämlich:

1. Johann Baier    verheirateter Bauer

2. Johann Hochrein   verheirateter Bauer

3. Josef Weis   lediger Bauer

4. Bruno Mauer   lediger Schuhmacher

5. Georg Reiher   lediger Bäcker

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1920

            Als erster aus französischer Gefangenschaft kam am 8. Februar Johann Baier. Er wurde am unteren Eingang des Dorfes vom Krieger- und Gesangsverein mit Fahnen, von der Gemeindeverwaltung, Hochw. Herrn Cooperator, Herrn Hauptlehrer mit der Schuljugend in der Heimat begrüßt, dann mit Musik in seine Wohnung geleitet, wo von mehreren Mädchen der Willkommensgruß gesungen wurde.

Am 13. Februar kam als zweiter, ebenfalls aus französischer Gefangenschaft, Bruno Mauer. Er wurde ebenfalls am unteren Eingang des Dorfes empfangen, und mit Musik zu seiner Wohnung geleitet, und der Willkommensgruß von den Mädchen gesungen.

Am 28. Februar kam als dritter aus französischer Gefangenschaft Josef Weis und wurde wie die vorigen empfangen, und mit Musik in seine Wohnung geleitet.

Am 5. März kam Johann Hochrein aus französischer Gefangenschaft. Er wurde wie die vorhergehenden am unteren Eingang des Dorfes vom Militär und Gesangsverein mit Fahnen, von der Gemeindeverwaltung, Hochw. Herrn Cooperator und Herrn Hauptschullehrer mit der Schuljugend feierlich empfangen und unter den Klängen der Musik in seine Wohnung geleitet, wo Mädchen seinen Willkommensgruß sangen.

Am Sonntag den 7. März kam als letzter Georg Reiher aus japanischer Gefangenschaft und wurde ihm derselbe Empfang wie den vorhergehenden bereitet, und so sind nun unsere Gefangenen alle glücklich in ihre Heimat angekommen.

 

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