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Merkershausen stellt sich vor

Merkershausen, 297 m über dem Meeresspiegel (Messpunkt Kirchentür) liegt auf einer sanften Hügelwelle, dem sogen. Merkershäuser Sattel, die ihrerseits zu den Hassbergen leicht ansteigt. Die mächtige Pfarrkirche St. Martin beherrscht das Landschaftsbild, das regelmäßig angelegte Altdorf befindet sich in ihrer Obhut und weist auf eine reiche Vergangenheit hin.

Die Siedlung Merkershausen dürfte um 770 gegründet worden sein, als im Zuge des karolingischen Landesausbaues die Siedlungsflächen um den Königshof in Königshofen planmäßig erweitert wurden. Bald wurde der Ort in den Übereignungsurkunden an das Kloster Fulda genannt und zwar zweimal 795 und einmal 802. Die Siedlung trägt den Namen Marchareshusen, was besagt, dass der Name des Anführers der Rodungsbauern Marchares gewesen sein dürfte.

Zwischen Merkershausen und Großeibstadt ist eine Feldkirche St. Martin zu erschließen, die wohl mit einem Pfarranwesen ausgestattet war, den Namen Westhausen führend. Hier war der kirchliche Mittelpunkt für alle Siedlungen, die alle der großen Eibstädter Mark zugerechnet wurden.

Um 1200 gelangte das ganze Königshöfer Land in die Hände der Grafen von Henneberg, die ihrerseits den mittelalterlichen Landesausbau betrieben. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde auch die alte Feldkirche aufgegeben und das Patrozinium auf die nunmehrige Dorfkapelle übertragen.

Im Jahre 1309 wurde das Patronatsrecht durch die Markgräfin Anna von Brandenburg an das reiche oberfränkische Zisterzienserkloster Langheim übertragen. Auf Bitten des Klosters wurde die Kapelle 1310 zur Pfarrkirche erhoben. 1354 wurde das Königshofer Land mit Merkershausen an das Hochstift Würzburg veräußert. Durch den Beginn einer geordneten Gemeindeverwaltung sind die Namen der Pfarrherren ab 1385 urkundlich erwähnt.

Eine Hochblüte erlebte der Ort unter dem überaus tüchtigen Ortspfarrer Melchior Sang, Bruder des Weihbischofs Eucharius Sang. Kurz nach 1590 hatte er die hiesige Pfarrei übernommen. Der berühmte Weihbischof Julius Echter hatte ihn bewusst hierher beordert, war dieser doch gewillt, die Ostgrenze seines Landes abzusichern und durch kirchliche und Sozialbauten dem Land sein Gepräge zu geben.

In Merkershausen geschah folgendes:

Die Kirche wurde instandgesetzt, der Turm um ein Stockwerk erhöht und eine neue Glocke angeschafft. Der Turm erhielt nun eine ca. 30 Meter hohe Echterspitze mit 4 Ecktürmchen, die Kirchhofmauer wurde um einiges höher gemacht und das Pfarrhaus zum Teil neu errichtet. Außerdem wurden Pfarr-Register, Gemeinde-Rechnung und Dorfgerechtigkeit schriftlich fixiert und eine Melchior-Sangsche-Stiftung zur Förderung des Priesternachwuchses eröffnet.

Der Aufschwung fand ein jähes Ende: 1607 starben 107 Einwohner den Pesttod und 1620 äscherte ein Großbrand einen erheblichen Teil des Dorfes ein. Kaum war danach wieder ein geregeltes Leben geschaffen, brach die große Katastrophe über Merkershausen herein:

Als das Schwedenheer unter ihrem König Gustav Adolf im Oktober 1631 vor die Stadt Königshofen kam, stießen sie auf heftigen Widerstand. Auch die Merkershäuser wehrten sich und schossen einen der Schwedenkerle nieder. Darauf rückten sie mit Übermacht an, drangen in das Dorf ein und steckten es in Brand, die Bewohner flüchteten Hals über Kopf, soweit sie den Ansturm überlebten. Die Sage von der Schutzmantel-Madonna lässt uns erahnen, was sich da abgespielt haben mag.

Nur der Kirchturm widerstand der Feuersbrunst und ganz wenige Häuslein. Für Jahrzehnte blieb Merkershausen unbesiedelt. Nach dem Kriege begann langsam der Wiederaufbau. Das Dorf erhielt nun seine regelmäßige Straßenführung.

Seit 1679 wurde die Pfarrei, die bis dorthin von der Stadtpfarrei Könisghofen mit versehen wurde, wieder neu besetzt und zwar mit Konventualen des Klosters Langheim. Nun ging es rasch aufwärts: die Kirche ward instandgesetzt, das Pfarrhaus großzügig aufgebaut, die Pfarrei als Station der Fernwallfahrt nach Vierzehnheiligen eingerichtet. Gemeindeverwaltung und geregeltes Leben führten gar bald wieder zu festem Einkommen.

Durch das rasche Anwachsen der Bevölkerung war die Kirche nun zu klein geworden; eine zweite Empore wurde eingezogen. Doch um 1720 zeigte es sich, dass das Kirchengemäuer Risse bekam; eine grundlegende Restaurierung wurde immer dringender. Auslöser für den Neu- bzw. Umbau war dann ein Ereignis vom 22. Mai 1735. Nach dem Verlesen des Sonntagsevangeliums fielen einige Steine mit lautem Getöse von der Kirchendecke auf die zwei versetzt übereinanderliegenden Emporen. Die sich dort befindlichen Männer und Burschen sprangen von einer Empore auf die andere und von dort auf den im Kirchenschiff aufgestellten Baldachin, dessen Stangen alsbald zerbrachen. Auch die Baßgeigen gingen in Trümmer, Fenster wurden eingedrückt. Alte, Frauen und Kinder wurden umgestoßen; es muss furchtbar gewesen sein. Die, die nicht schnell genug ins Freie kommen konnten, flüchteten unter den Turm. 

Nun ging es mit dem Kirchbau voran. Den Auftrag dazu erhielt kein geringerer als Balthasar Neumann. Ihm verdanken wir den großartigen Bau und die kunstvolle Ausstattung. Mitte Mai 1737 steckte Neumann persönlich den Platz aus. Danach begann der Bau, der sechs Jahre dauerte. Die Einweihung des neuen Gotteshauses am 1. und 2. Oktober 1743 war für Merkershausen ein großer Tag. Allerdings waren zu dieser Zeit weder Altaraufbauten noch Figuren vorhanden. Die Einweihung fand eben zu einem Zeitpunkt statt, als die notwendigste Ausstattung gegeben war. Es dauerte noch lange, bis alles fertiggestellt werden konnte. 

Nach und nach kamen hinzu:
1742 wurde das Kirchengestühl aufgestellt
1747 der rechte Seitenaltar
1749 der Kreuzaltar
1748 - 1751 der Hauptaltar
1752 die Kanzel
1756 die Kirchenuhr (die 200 Jahre lang funktionierte)
1761 das Altarbild
1762 die Aufbauten der Seitenaltäre
1765 die Monstranz
1777 die Deckengemälde und
1778 die Kreuzwegstationen.
Dann erst war man fertig. Zustande gekommen ist eine einzigartige Dorfkirche, auf die die Gemeinde bis heute stolz sein kann. Das Erstaunlichste ist, dass trotz der langen Ausgestaltungszeit von rund 30 Jahren eine so geschlossene Konzeption zustande gekommen ist.

Der weithin bekannte Bildstockmeister Jakob Bindrim nahm hier seinen Wohnsitz, der Bamberger Hofbildhauer Georg Reuß war ein Merkershäuser Kind.

Um 1800 übernahm das Bistum selbst durch eigene Pfarrer wieder die Seelsorge, bald darauf ging auch das Hochstift Würzburg im Königsreich Bayern auf.

Als im Bruderkrieg 1866 das Grabfeld Aufmarschgebiet des bayerischen Heeres wurde und Kampfhandlungen hier nicht auszuschließen war, gelobte die Gemeinde, falls sie verschont bliebe, über die Schutzmantel-Madonna eine Kapelle zu errichten. Sie ist heute ein besonderes Schmuckstück und vor allem im Monat Mai gerne besucht.

Nach dem letzten Weltkrieg galt es die gewaltigen Probleme zu lösen und die Gebiets- und Verwaltungsreform der letzten Jahrzehnte gaben dem Dorf eine geänderte Bevölkerungsstruktur.

Von 1993 bis 2000 blieb die Pfarrei unbesetzt und wurde von Bad Königshofen mitversorgt. Seit Sommer 2000 ist die Pfarrei wieder besetzt mit Pfarrer Rudolf Heller, der gleichzeitig Direktor des Familienbildungsheimes St. Michael in Bad Königshofen ist.

 

Diese Kurzfassung der Geschichte des Dorfes und der Kirche wurde zusammengestellt  von Schulamtsdirektor i.R. Leo W. Hamm

 

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Stand: 23. März 2004